Fernab von Rimini uns Remmidemmi.

Die Schlucht Santo Spirito. Selten so etwas Schönes und Einsames gesehen…
Nichts für Pauschaltouristen. Kein Remmidemmi. Keine Sardinenbüchse am Strand. Keine Schlangen an den Kassen der Touristenattraktionen. Alles ein bisschen langsamer, gemütlicher. Die Abruzzen sind das unentdeckte Herz Italiens. So oder so ähnlich stand es im einzigen deutschsprachigen Reiseführer, den ich zu dieser einzigartig schönen Gegend finden konnte. Und seine Autoren haben sowas von Recht! Hier – zwischen der wunderschönen Adriaküste mit den eigentümlichen Fischerbrücken und 3000-Meter hohen schneebedeckten Gipfeln im Landesinneren zeigt Bella Italia, was fernab von Rimini und Remmidemmi so in ihm steckt. Hier blüht Italien auf. Hier steckt ganz viel Gelati und Pasta und Weißwein drin. Aber das – und ich verstehe sie nur allzu gut – verraten die Italiener nicht so gerne. Schließlich machen sie hier am allerliebsten selbst Urlaub. Und wer könnte ihnen DAS verübeln…
„Hier werdet ihr wenige Touristen sehen…“

Das Dörfchen Bomba macht seinem Namen alle Ehre.
… prophezeite uns Tina, die uns unser Häuschen vermittelt hat. Und sie sollte Recht behalten. Das bedeutet gleichsam, dass die meisten Italiener vor allem in einer Sprache mit euch kommunizieren : auf Italienisch. Und zwar ohne Punkt und Komma und ohne Rücksicht auf Verluste. Maria zum Beispiel, die einige Häuser neben unserem lebt, erzählte uns mehrfach irgendetwas von den drei süßen Katzenbabys, die auf ihrem Hof lagen. Ich weiß immer noch nicht, ob sie nach der Katzenmutter suchte, sie uns verkaufen wollte oder uns beschimpfte. Aber keine Sorge: mit Englisch, einem freundlichen „Buongiorno“ oder „Ciao“ und viel Körpereinsatz kommt ihr meist schon weiter.
Unberührte Natur – ursprüngliche Schönheit.

Der menschenleere Lago di Bomba. Wunderschön und ursprünglich – auch wenn er künstlich angelegt ist.
Die Abruzzen eignen sich, wenn ihr:
- mit dem Auto anreisen wollt (der öffentliche Nahverkehr ist eher schlecht und auch für Aktivitäten ist ein Auto empfehlenswert).
- Aktiv- mit Erholungsurlaub verbinden wollt! Die Abruzzen sind viel zu schön, um nur in der Sonne zu liegen.
- Berge und Strand verbinden wollt! Denn die 3000er liegen nur eine gute halbe Stunde Fahrt von der Adria weg. Auf euch warten tolle Pässen, herrliche Aussichtspunkte, Schluchten, Gletscher und drei fantastische Nationalparks.
- gerne für euch seid! Selbst an den schönsten Schluchten haben wir manchmal keine Menschenseele gesehen. Das ist anfangs komisch – und direkt danach sehr sehr sehr cool. Versprochen!

Guardiagrele strotz vor zurückhaltender Schönheit. So, genau so, muss Italien schon vor 200 Jahren ausgesehen haben…

Ich meine: guckt doch mal!
(Tages)ausflüge
- Guardiagrele – ein wunderschönes Bergdorf mit traditioneller Handwerkskultur. Zum Schlendern und Treiben lassen. Einen Wahnsinnsblick gibt es gratis mit dazu.
- Lago di Bomba – künstlicher Stausee, von dem ich behaupten würde, dass dort noch niemals ein Mensch zuvor war. Die Google Rezensionen belehrten mich allerdings eines besseren. Der See ist wunderschön gelegen und kann umwandert werden. Mit Kindern schafft man zumindest eine kleine Strecke.
- San Vito Marina: süßes Städtchen mit Hafen direkt an der Adria. Tina sagt, dort gibt es das beste Eis der Abruzzen. Wo sie Recht hat…
- Pescara und Vasto: sind beides süße Hafenstädtchen mit mehr oder weniger Tourismus. Die Häfen und einige Kirchen sind sehr sehenswert. Hier muss man sich nicht viel vornehmen. Einfach ein wenig schlendern – und Badesachen mitnehmen!
- Schlucht Santo Spirito: ein echter Knaller und Superbenzin besucht. Leider war die Schlucht während unseres Urlaubs gesperrt, aber allein der Blick hinein macht Must auf mehr!
- Tagesausflug nach Neapel/zum Vesuv: ihr fahrt eine herrliche, bergige Strecke quer durch Italien und kommt an der Westküste Süditaliens wieder raus. Die knapp 200 Kilometer zeigen sich gigantisch schön. Achtung: nur 50 davon Autobahn. Also mindestens drei Stunden Fahrzeit einplanen und ab geht’s auf den Vesuv!
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Tagesausflug nach Rom: hier war die Strecke ähnlich schön, führte aber fast nur über Autobahnen. So haben wir die 260 Kilometer in 2,5 Stunden geschafft. Eigentlich ist Rom viel zu gigantisch für einen Tagesausflug und eignet sich eher für mehrere Tage. Verlieben kann man sich aber schon in einem! Ich hatte vorher etwas Panik, weil in Rom absolutes Verkehrschaos herrschen soll. War aber easy peasy! Ich habe über www.myParking.it einen Parkplatz gebucht (er heißt „Autorimessa Castro Pretorio“ und ist perfekt gelegen!), bin problemlos zu der Adresse gekommen, Auto abgestellt, Schlüssel abgegeben (das ist dort üblich!) und direkt losgezogen. Unser Parkplatz lag direkt am Hauptbahnhof, von wo aus auch unser Doppeldeckerbus seine Tour startete. Auch dafür habe ich schon vorher ein mobiles Ticket über www.getyourguide.de gebucht. Dort haben wir uns für den Anbieter „Greenlineours“ entschieden. Wir konnten den ganzen Tag aus- und zusteigen wie wir wollten und haben uns einfach durch die Innenstadt treiben lassen…
Tipps für die Anreise und den Aufenthalt
Wir sind im Westen Deutschlands gestartet und hatten somit kappe 1400 Kilometer vor uns. Da wir beide kein Problem mit Nachtfahrten haben, sind wir gegen 20 Uhr losgedüst und waren am nächsten Vormittag in den Abruzzen. Ich die ersten 700 Kilometer bis hinter den Gotthard-Tunnel, Chris dann bis zur Villa. Das hat mit den Kids so grandios geklappt (sie schliefen nämlich einfach friedlich durch), dass wir das auf der Rückfahrt genauso gemacht haben. Da sind wir allerdings schon am späten Nachmittag los und waren dann morgens pünktlich um 7 Uhr zum Frühstück zuhause. Die Fahrt war mit das teuerste an der Reise, denn ihr müsst euch für 40 Euro eine Jahresvignette für die Schweiz (oder je nach Strecke durch Österreich) kaufen und ab der italienischen Grenze Autobahngebühren bezahlen. Für die Hin- und Rückfahrt kamen so noch einmal etwa 100 Euro nur für italienische Autobahnen zusammen. Unsere Tagesausflüge nach Neapel und Rom haben auch nochmal 50-75 Euro Autobahngebühr gefressen. Hinzu kommt, dass Benzin und Diesel in Italien sagenhaft teuer sind.
Hier bezahlt ihr aktuell (Sommer 2019) etwa 1,50 € für den Diesel, für Benzin um die 1,70 €. Das gilt allerdings nur auf Landstraßen. Auf der Autobahn habe ich auf der Hinfahrt notgedrungen für 1,90 € Diesel getankt. Falls möglich, tankt besser auch nicht auf Schweizer Autobahnen. Da ist es erstens noch teurer, außerdem bekommt ihr bei Barzahlung das Wechselgeld nur in Franken zurück. Der italienische Straßenverkehr ist im Übrigen genauso chaotisch, wie man es oft hört. Hier fährt quasi jeder wie er will. Rechts auf der Autobahn überholen, schneiden, auffahren, drängeln, im Ort zum Überholmanöver ansetzen und sich mit dem Roller generell ÜBERALL durchquetschen: Inn Italien keine Kunst! Das Schöne dabei: keiner schimpft – der Fahrstil ist dementsprechend sicherlich nicht böse gemeint, sondern eben einfach italienisch. 😬 Für manch einen aber sicherlich trotzdem sehr gewöhnungsbedürftig.
Für uns waren die Abruzzen so wunderschön und eindrucksvoll, dass wir im kommenden Sommer noch viel mehr von ihnen entdecken wollen. In den Nationalparks soll es Bären und Wölfe geben und in einem der süßen Abruzzendörfern hat George Clooney den Film „The American“ gedreht. Muss ich also auch noch hin. 😀 Bella Italia – du schönstes Land – wir kommen wieder.
Unsere Unterkunft: ein Traum
In der Bildergalerie findet ihr noch mehr von den Abruzzen: